„Man kann nicht nicht kommunizieren“ laut Paul Anton Watzlawick (1921 – 2007) einer der bedeutendsten deutschsprachigen Philosophen und Psychologen im Bereich der Kommunikationswissenschaft.
In diesem Blogbeitrag geht es mir um die persönliche, direkte Kommunikation. Dies allein ist schon so umfangreich, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen und aufhören soll. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt, ein Anstupsen, ein Türöffner.
Gerade in letzter Zeit nehme ich im Freundes- und Familienkreis und auch bei meinem Tätigkeitsbereich im Coaching verstärkt wahr, dass wir ganz häufig an unsere Grenzen kommen, weil die Kommunikation miteinander nicht klappt. Das Gefühl entsteht, dass wir in unterschiedlichen „Sprachen“ sprechen.
Wir reden nicht miteinander, sondern eher aneinander vorbei oder gar gegeneinander.
Das hast du bestimmt auch schon oft festgestellt.
Das was du sagst kommt überhaupt nicht an oder landet im falschen Hals. Aus einem Gespräch entwickelt sich ein Streit. Aussagen wie: Mein Mann, mein Kind hat mal wieder nicht richtig zugehört und somit ergeben sich Missverständnisse oder gar fatale Folgen wie z.B. Kind steht zur Abholung bereit und keiner kommt.
Was ist das bloß?
Je enger eine Beziehung, umso schwieriger wird es oft miteinander zu reden, insbesondere bei Konflikten. Viele Emotionen, Gefühle, Verletzungen, Traumata machen es teilweise unmöglich MIT-EIN-ANDER zu reden.
In der Familie, im Umfeld hat jeder eine „andere“ Sprache gelernt, ebenso ein anderes hören. Es ist also auch individuell tief eingeprägt, wie man sich ausdrückt.
Dann ist da noch dieses Mann/Weib Prinzip, das uns oft auf der Beziehungsebene aber auch im Job einen Strich durch die Rechnung macht, eine „Miteinander Kommunikation“ aufzubauen. Eine sachliche und gewaltfreie Kommunikation (1). Eine kurze Beschreibung dazu findest du weiter unten im Text.
Uns fehlen oft das Wissen und das Umsetzen zum Thema: „Auf welchem Ohr du hörst“. Hier hat Schulz von Thun das Vier-Ohrenprinzip entwickelt (2) und Shannon-Weaver das „Sender-Empfänger-Modell“ (3). Eine kurze Beschreibung findest du ebenfalls weiter unten im Text.
Woher kommt der Begriff, das Wort Kommunikation?
Das Wort Kommunikation kommt aus dem Lateinischen („communi - care“) und bedeutet „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen“. (Netzfund)
Oft scheitert eine „Miteinander Kommunikation“ daran, dass wir verlernt haben richtig hin zu hören/zuzuhören. („wir machen „zu“ bevor wir hören 😉) Wir hören nicht mehr hin, sind in Gedanken schon woanders oder haben selbst das Bedürfnis etwas loszuwerden. Uns fehlt oft die Geduld. Wenn jemand länger braucht sich auszudrücken, unterbrechen wir, verlieren wir die Konzentration. Alles muss zack, zack gehen. Wie im Business/Geschäftsleben.
Worte können genauso verletzend sein wie Schläge. Sie hinterlassen ebenso Spuren und Traumata. Menschen, die in Beziehungen leben, in denen der Partner/Partnerin narzisstische Züge hat, können ein Lied davon singen. Ebenso beim Thema Sucht, wie z.B. der Alkoholsucht.
Ich fasse mal kurz in Stichworten zusammen, was ich bereits oben im Text ausgeführt habe, warum es uns so schwerfällt, eine gute Kommunikation aufzubauen, ein Gespräch im Miteinander:
Wir können nicht richtig hinhören
Wir haben Verletzungen/Wunden/Traumata
Frauen/Weiber reden anders als Männer
Worte werden als „Waffe“ benutzt (Machtmißbrauch)
Prägungen aus dem Familien- und Freundeskreis
Einflussnahme durch Gesellschaft und Medien
Stimme und die damit verbundene Klangsprache
Nonverbale Ausdrucksweise
Da kommt ganz schön viel zusammen. Eigentlich ist es fast schon ein Wunder, dass wir als Menschen überhaupt noch „so gut“ kommunizieren können, sodass ein Miteinander möglich ist. Dazu kommt für mich das Nonverbale, die Körpersprache und die Gestik. Ebenso, wie bereits erwähnt, spielt dabei ganz klar auch „der Ton macht die Musik“ eine große Rolle.
Tja und jetzt? Wie können wir gut miteinander reden? Was kann ich lernen, wo setze ich an, was kann ich verbessern?
Du kannst anfangen bei Gesprächen dich und andere zu beobachten. Werde dir bewusst, wie du redest. Wie ist deine Stimmlage, wie sieht es mit deiner Geduld aus, bist du schnell überfordert? Die wichtigste Frage, die du dir beantworten darfst, ist, möchtest du überhaupt eine gute Kommunikation führen?
Es bedeutet bereit zu sein, zunächst einmal bei sich selbst zu schauen. Es wird dir dabei einiges bewusst werden. Muster kommen hervor, die du vielleicht bisher gut in dir versteckt hast. Deine Ehrlichkeit zu dir selbst wird stark geprüft werden.
Wenn wir uns all dieser Einflüsse bewusst werden, jeder in seinem Tempo und Schritt für Schritt, kommen wir einem ganz großen Miteinander näher und viele Mißverständnisse entstehen erst gar nicht. Falls doch, dann haben wir die Möglichkeit sie schnell und gut aufzulösen.
Noch eine kurze Anmerkung:
Ich verwende mit voller Absicht keine Gendersprache!
Ein Zitat von Didi Hallervorden trifft es gut: „Die deutsche Sprache als Kulturgut gehört uns allen. Keiner hat das Recht, darin herum zu pfuschen. Ich frage mich, wie eine politisch motivierte Minderheit dazu kommt, einer Mehrheit vorschreiben zu wollen, wie wir uns in Zukunft ausdrücken wollen. Dieses unsägliche „Gendern“ ist absurd und eher betreutes Sprechen.“
Unsere deutsche Sprache:
Wenn du über unsere deutsche Sprache etwas recherchiert, dann wirst du feststellen, dass wir Jahrzehnt für Jahrzehnt weniger Worte benutzen. Wir hatten eine sehr ausgeprägte und wortreiche Sprache. Alles wird gekürzt, durch Nachrichten, wie WhatsApp, TikTok, Telegram usw. Umgangssprachliche Worte wie „Digger“ und „Alter“ usw. halten bei der Jugend immer mehr Einzug und klingen nach Gassenhauer. Einen vollständigen Satz gibt es oft gar nicht mehr….Wie soll dann noch eine gute Kommunikation stattfinden, vor allem eine, mit der nicht nur oberflächlich geredet wird.
Hier die Beschreibungen:
(1) Was ist gewaltfreie Kommunikation, kurz GFK?
Hier ganz gut erklärt: https://karrierebibel.de/gewaltfreie-kommunikation/
Zitiert aus dem o.g. Link:
Gewaltfreie Kommunikation ist ein humanistisches Kommunikationskonzept, das auf die Vermeidung und Lösung von zwischenmenschlichen Konflikten ausgerichtet ist. Durch das richtige Vorgehen soll eine Konflikteskalation verhindert werden. GFK verzichtet auf Vorwürfe, Anschuldigungen oder andere Formen von verbalen Angriffen.
Entwickelt wurde das Konzept vom amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg. Dabei orientierte er sich an der personenzentrierten Gesprächsführung von Carl Rogers.
1. Beobachtung schildern
2. Gefühl ausdrücken
3. Bitte aussprechen
4. Bedürfnis formulieren
(2) Das „Vier-Ohren-Prinzip“ von Schulz von Thun
Hier die Webseite dazu: https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsquadrat
Das Kommunikationsquadrat ist das bekannteste Modell von Friedemann Schulz von Thun und inzwischen auch über die Grenzen Deutschlands hinaus verbreitet. Bekannt geworden ist dieses Modell auch als „Vier-Ohren-Modell” oder „Nachrichtenquadrat”.
Wenn ich als Mensch etwas von mir gebe, bin ich auf vierfache Weise wirksam. Jede meiner Äußerungen enthält, ob ich will oder nicht, vier Botschaften gleichzeitig:
eine Sachinformation (worüber ich informiere)
eine Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe)
einen Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe)
einen Appell (was ich bei dir erreichen möchte)
Ausgehend von dieser Erkenntnis hat Schulz von Thun 1981 die vier Seiten einer Äußerung als Quadrat dargestellt. Die Äußerung entstammt dabei den „vier Schnäbeln” des Senders und trifft auf die „vier Ohren” des Empfängers. Sowohl Sender als auch Empfänger sind für die Qualität der Kommunikation verantwortlich, wobei die unmissverständliche Kommunikation der Idealfall ist und nicht die Regel.
Hier ein kleines Beispiel aus meinen Seminar:
Der Mann (=Sender) sagt zu seiner Frau (=Empfänger) nachmittags beim Kaffeetrinken: „Wir müssen die Theaterkarten für heute Abend eine Stunde vorher abholen“
Die Sachebene: Hier geht es um Daten, Fakten und Sachverhalte.
Wenn dies von der Frau so aufgenommen werden würde, dann wäre die „Sache“ wohl eher unproblematisch. Aber so ist es oft nicht.
Die Appellebene: Hier geht es um Wünsche, Appelle, Ratschläge, Handlungsanweisungen…
In diesem Beispiel geht es vielleicht dem Mann darum, gleich nach dem Kaffeetrinken mit den Vorbereitungen anzufangen, sich zu beeilen und die Uhr nicht aus den Augen zu verlieren. Oder die Frau als Empfänger nimmt dies so auf.
Die Beziehungsebene: Hier geht es darum, eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken, eine Ich-zu-dir-Botschaft oder Wir-Botschaft
In unserem Beispiel gibt der Mann durch seinen Hinweis vielleicht zu erkennen, dass er seiner Frau nicht recht zutraut, dass sie mit dem Umkleiden und Zurechtmachen rechtzeitig genug fertig zu werden. Möglicherweise wehrt sich die Frau gegen diese Bevormundung und antwortet verletzt: „Wegen mir sind wir noch nie zu spät gekommen“. Versteckte Botschaft: „Wenn ich, dein Mann, nicht aufpasse, dann schaffst du es nicht“.
Die Ebene der Selbstkundgabe: Hier geht es um Botschaften, mit denen der Sender sich selbst gewollt darstellt oder sich ungewollt selbst enthüllt. (Selbstdarstellung und die unfreiwillige Selbstenthüllung)
In diesem Beispiel erfahren wir, dass der Mann sich offenbar über den Zeitablauf und die Vorbereitung des Theaterabends Gedanken macht. Er befürchtet vielleicht, dass sie zu spät kommen, und die Karten an jemanden anderen vergeben werden.
Der Empfänger hat prinzipiell freie Auswahl, auf welcher Seite „des Ohrs“ der Nachricht reagieren möchte.
Vier Faktoren können aus diesem Modell abgeleitet werden: Verständlichkeit/Sachebene, Ziel-und Lösungsorientiert/Appellebene, wertschätzende Beziehungsgestaltung/Beziehungsebene und persönliche Transparenz/Selbstkundgabe
(3) Sender Empfänger Modell nach Shannon-Weaver
https://karrierebibel.de/sender-empfaenger-modell/Der Empfänger bestimmt die Botschaft
Das Sender Empfänger Modell basiert auf den Forschungen der Mathematiker Claude Shannon und Warren Weaver. In ihrem Modell „codiert“ der Sender (Person A) eine Botschaft oder Nachricht und übermittelt diese an den Empfänger (Person B). Der Code besteht dabei aus Sprache, Schrift oder Körpersprache. Der Empfänger muss diese Signale nun wiederum entschlüsseln („decodieren“), um zu verstehen, was der Sender gemeint hat. Das wiederum erzeugt eine entsprechende Reaktion. Der Empfänger wird so schließlich selbst zum Sender, und der Kreislauf beginnt von vorn.
Jetzt könnte man argumentieren: Ich kann mich doch nicht immer darauf einstellen oder auch verstellen und ständig daran denken, wie sich das Gesagte jetzt für den Empfänger wohl anhören mag. Das wäre auch viel zu anstrengend.
Dennoch können wir lernen, wie wir sprechen. Welche Worte wählen wir. Welchen Klang verleihen wir unserer Stimme.
Missverständnisse würden oft gar nicht erst entstehen, wenn wir uns bewusster werden, wie wichtig eine angemessene Kommunikation ist und wie viele unnötige Triggerpunkte man daraus entfernen kann. Dann sauge ich auch nicht mehr alles gleich auf wie ein Schwamm oder posaune lauthals meinen Standpunkt heraus, weil der andere möglicherweise noch gar nicht auf diesem Bewusstseinsstand ist und ich ihn damit völlig überfordern würde.
Wenn du lernst in Achtsamkeit zu reden, Respektvoll dem Gegenüber bist und das Hin-Hören deine Grundsätze sind, dann werden dir viele Möglichkeiten der sinnvollen und wertschätzenden Kommunikation eröffnet. Du wirst erkennen, mit wem möchte ich überhaupt reden, über was möchte ich reden, wo sind meine Verletzlichkeiten.
Was könnten wir alles erreichen, bei unseren Partnerschaften, Familien, Kolleginnen/Kollegen, Freundinnen/Freunden und Gemeinschaften.
"Ein einziges Wort, gesprochen mit Überzeugung in voller Aufrichtigkeit und ohne zu schwanken während man Auge in Auge einander gegenüber steht, sagt bei weitem mehr als einige Dutzend Bogen beschriebenes Papier". "Fjodor Michailowitsch Dostojewski"
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